UMVERTEILER, DIE - Kunst und Haltung
Mehr über Umverteiler, Die
- Genre:
- Deutsch Rock / Punk Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Eigenvertrieb
- Release:
- 02.05.2025
- Alles schon gesehen
- Geiler Hobel
- Rückwärts verstehen
- Fluss
- Rauchen fetzt Wirklich
- Melancholie
- Die Prügelei
- Sonnenuntergang
- Rose, Faust und kein Talent
- Wieder traurig
- Schwarze Rosen
- Ankommen Pt. I: F.L.U.T.
- Ankommen Pt. II: Regenwolkenpunk
- Ibuprofen
- Die letzten Tage des Sommers
Starkes Deutschrock-Album aus Franken!
DIE UMVERTEILER ist eine oberfränkische Band, die aus dem Umfeld von FURUNGULUGGU entstanden ist. Mit "Kunst und Haltung" ist nach einigen Live-Konzerten nun das erste Studioalbum aufgenommen worden. Mit der Musik der Vorgängerband, die man eher als fränkischen Klamauk mit Rock-Elementen bezeichnen könnte, hat man nicht mehr allzu viel gemein - wobei manche Songs durchaus eine FURUNGULUGGU-Geschichte haben. Woher ich das so gut weiß? Ich kenne die Band seit Jahren persönlich, manche Mitglieder sogar sehr gut. Daher ist eine leichte Befangenheit des Rezensenten nicht zu bestreiten.
Ich muss sagen, dass ich nicht der größte Fan deutschsprachiger Rockmusik bin, auch wenn natürlich manche Scheibe in meiner Sammlung steht. Trotzdem habe ich große Freude an "Kunst und Haltung", und auch alle Freunde, denen ich bisher Songs vorspielte, waren ziemlich angetan. Was fällt an dem Album auf? Erst mal der absolut professionelle Sound, der wirklich auch für eine Labelveröffentlichung angemessen wäre. Hier hat sich der Besuch eines Studios deutlich gelohnt. Ich kann das gerade auch daher betonen, da ich manche Songs auch als Demo-Version kannte. Hier ist ein fettes Upgrade erkennbar. Die Songs an sich sind musikalisch alle sehr gelungen, auch wenn es bei 15 Titeln wenig überraschend Qualitätsunterschiede gibt. Nach den ersten drei durch die Bank großartigen Liedern gibt es auch mal ein paar etwas schwächere Titel. Ich frage mich, ob drei bis vier Nummern weniger das Gesamtniveau noch etwas gehoben hätten. Aber das ist natürlich meckern auf hohem Niveau. In einer 45-Minuten-Show kann man sich auf das beste Material konzentrieren und wird ein ziemliches Hit-Feuerwerk erleben.
Dass drei verschiedene Sänger am Werk sind, gibt dem Album ein hohes Maß an Abwechslungsreichtum. Häufiger wird innerhalb des Songs das Mikro weitergereicht. Live dürfte das auch spannend sein. Schlagzeuger Jonas, der zum Beispiel bei 'Geiler Hobel' den Großteil des Gesangs verantwortet, könnte problemlos auch Sänger einer großen, kommerziell erfolgreichen Rockband sein. Doch gerade der Wechsel zu den Stimmen der Gitarristen Adrian und Jakob sorgt für eine schöne Abwechslung. Die Texte wechseln zwischen Tiefgründigkeit und einer gehörigen Portion Humor, die sicher Typsache ist. Mich holt der Humor ab, manche werden sich damit vielleicht schwer tun. Manches ist textlich stark gegenwartsbezogen - da bin ich gespannt, ob man die Lyrics in ein paar Jahren vielleicht anpasst für Live-Konzerte.
Stilistisch schöpfen die Jungs auch nicht nur aus einer Quelle. Einflüsse aus dem Punk dominieren, aber manche Elemente wirken dafür deutlich zu fröhlich. Andere Titel sind sehr melancholisch und haben leichte Wave-Einflüsse zu verzeichnen. Auch bei den Instrumenten werden manche überraschende Einflüsse erkennbar - ist das ein Xylophon in 'Rauchen fetzt Wirklich'? Und was für ein Blasinstrument wird in 'Die letzten Tage Des Sommers' verwendet? Das Intro von 'Rückwärts verstehen' ist aus meiner Sicht eine deutliche IRON MAIDEN-Hommage.
In den 60 Minuten geht es von Gute-Laune-Up-Tempo-Rock ('Geiler Hobel', 'Fluss', 'Die Prügelei', 'Rose, Faust und kein Talent') über manche melancholische Momente ('Melancholie', 'Rückwärts verstehen', 'Die letzten Tage des Sommers') hin zu einem Country-Rocker wie 'Sonnenuntergang'. Ob sie wirklich die sind, die Punk 'Wieder traurig' machen sei mal dahingestellt. Für mich funktioniert das Album hervorragend, ist vielleicht zwei Songs zu lang (am ehesten könnte ich auf die beiden 'Ankommen'-Titel verzichten), aber sorgt für herausragende Laune. Auch meine Kinder fragen schon, wann wir endlich wieder DIE UMVERTEILER hören. Recht haben sie, denn "Kunst und Haltung" bietet starken Deutschrock, wie man ihn sich in den letzten 20 Jahren auch mal von DIE TOTEN HOSEN gewünscht hätte. Starker Einstand, Jungs!
Anspieltipps: Alles schon gesehen, Rückwärts verstehen, Melancholie
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jonathan Walzer