TONNEN VON HALL - Ein Abdruck vom Messer im Herzen
Mehr über Tonnen von Hall
- Genre:
- Psychedelic Rock / Progressive Rock
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Unsung Records
- Release:
- 31.01.2025
- Erdmantel
- Vorhalle
- Antlitz
- Stahlhalle
- Kraken
- Mitralsaal
- Kanister
- Sockelwald
- Kaiserlicht
- Schacht
- Zivilisationsfolie
- Nebelgarten
- Donnermesser
- Blutrille
- Rauschmitte
- Klingensaal
- Endgegner
- Ätzung
- Thronfolge
- Ein Abdruck vom Messer im Herzen
- Herzkammer
Undurchdringlich, unvorhersehbar, manchmal aber leider auch ungenießbar.
Die letzte Scheibe von ANCHOR & BURDEN konnte einem tatsächlich den letzten Nerv rauben. Das jazzig-experimentelle Art-Rock-Ensemble trieb es in nahezu allen Belangen gehörig auf die Spitze, improvisierte nach Belieben, konnte aber dennoch für einen homogenen Output sorgen, der die Band immer wieder davor bewahrte ins völlige Chaos abzudriften. Mit TONNEN VON HALL folgt nun ein weiteres Instrumentalprojekt, bei dem gleich drei Musiker von ANCHOR & BURDEN beteiligt sind und welches sich musikalisch gar nicht so weit distanziert. Das soll heißen, auch hier wird die Welt des Instrumental-Progs jenseits jedweder Harmonielehre mächtig auf den Kopf gestellt, auch hier sind verschrobene Arrangements und teils sehr komplexe Strukturen an der Tagesordnung, auch hier verschwimmen die Grenzen zwischen einer nahezu mechanischen Darbietung und einem gewissen Improvisationstalent immer wieder zu neuen Extremen, die nur schwer greifbar sind.
Der bedeutende Unterschied jedoch: Schaffte ANCHOR & BURDEN bis dato immer noch packende Konklusionen für so manch rätselhafte Songidee, wirkt bei TONNEN VON HALL alles ein wenig fragmentiert. Da die Band auf ihrem neuen Album auch immer wieder kurze Zwischensequenzen einbaut, entsteht nie so recht ein roter Faden, abgesehen vielleicht vom generellen Gitarrensound, der hier als Anker dient. Aber so richtig warm werden will man mit "Ein Abdruck vom Messer im Herzen" dann doch nicht - einfach weil es diesmal eine Spur zu abgefahren ist.
Schräge Töne ist man von den beteiligten Künstlern ja gewohnt, musikalische Challenges sind auch nicht neu, jedoch fehlt mir bei TONNEN VON HALL der Blick aufs große Ganze, der in den immerhin 61 Minuten des neuen Albums mehrfach verloren geht. Gewagte Vorstöße konkurrieren hier zu sehr mit dem Wunsch, den verkopften Motor mal kurz abzuschalten und die bereits dargebotenen Inhalte wieder neu zu sortieren. Auch wenn man sich mächtig anstrengt, einzelne Seuqnzen wieder und wieder auflegt und doch noch die Hoffnung aufrechterhält, irgendwann Zugang zu bekommen, verwehrt die Truppe diesen Wunsch und bleibt auf diesem recht chaotischen Pfad unterwegs.
"Ein Abdruck vom Messer im Herzen" soll sicherlich fordern, neue Wege beschreiten und den Eigensinn auch in Abgrenzung zu ANCHOR & BURDEN formulieren. Am Ende soll das Ganze aber auch noch irgendwie Spaß bereiten, und das gelingt TONNEN VON HALL hier nicht. Musikalischer Anspruch in allen Ehren, aber das ist vielleicht auch einfach zu viel!
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Björn Backes