ELUVEITIE - Ánv
Mehr über Eluveitie
- Genre:
- Folk Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 25.04.2025
- Emerge
- Taranoas
- The Prodigal Ones
- Ánv
- Premonition
- Awen
- Anamcara
- The Harvest
- Memories Of Innocence
- All Is One
- Aeon Of The Crescent Moon
- The Prophecy
- Epona
- Venez Danser
- Exile Of The Gods
- Aidvs
ELUVEITIE bleibt sich trotz stürmischer Zeiten treu.
Ich will ehrlich sein, so richtig im Bilde bin ich gerade nicht, welche Musiker heuer neben Bandkopf Christian "Chrigel" Glanzmann bei ELUVEITIE aktiv sind. Klar, die Band aus der Schweiz verstand sich schon immer mehr als Musik-Kollektiv mit fixem Kern und wechselnder Peripherie, doch gerade seit dem Abgang von Merlin Sutter, Anna Murphy und Ivo Henzi im Jahr 2016 dreht sich das Besetzungskarussel mitunter so schnell, dass man selbst als eingefleischter Fan der Folk-Metaller nur schwerlich hinterher kam. Entsprechend gehe ich an dieser Stelle auch nur auf den wohl zentralsten Punkt der Umstellungen seit dem Album "Ategnatos" aus dem Jahr 2019 ein: Mittlerweile wird bei ELUVEITIE nämlich auf eine fixe Besetzung am Hurdy Gurdy verzichtet, das zuvor ja auf vielen Hits der Band ein sehr prägender Faktor war. Wie sich diese Änderung und auch die anderen Besetzungswechsel auf den Sound des neuen und mittlerweile neunten Albums "Ánv" ausgewirkt haben, gilt es nun also herauszufinden.
Das Intro 'Emerge' lässt jedenfalls schon einmal aufhorchen, denn mit einem wirklich feinen und folkigen Gitarrenlead und fast schon symphonischer Epik macht das kurze Instrumental direkt Lust auf die anstehende Spielzeit. Und auch das folgende Doppelpack, das aus 'Taranoas' und 'The Prodigal Ones' besteht, präsentier ELUVEITIE trotz Umstrukturierungen in sehr guter Form. Ja, vielleicht hätte ich mir die folkigen Melodien und die entsprechende Instrumentierung etwas weiter im Vordergrund gewünscht, doch was hier an Melodik fehlt, wird von Chrigels Growls und den hervorragenden Klargesängen von Fabienne Erni wieder wett gemacht, sodass der Einstieg schon einmal für ein breites Grinsen sorgt. Und auch der folgende Titeltrack, der die metallische Seite der Schweizer einmal komplett ausblendet und auf eine mystische Atmosphäre setzt, fügt sich als Gegenpol zur Härte der beiden Vorgänger sehr gut in die Trackliste ein und überlasst Fabienne gänzlich das Spielfeld. Für mich ist die Tatsache dann auch unübersehbar, dass sich die Sängerin endgültig perfekt im ELUVEITIE-Kosmos eingefunden hat, denn angesichts der wunderbaren Gesangsleistung will man Anna Murphy schlicht und ergreifend nicht mehr vermissen.
Wo wir vom "vermissen" sprechen, kann ich wunderbar die Brücke zu den folkigen Melodien und Instrumenten schlagen. Waren mir diese in 'The Prodigal Ones' und 'Taranoas' nicht präsent genug, passt das Verhältnis bei 'Premonition' und auch 'Awen' wieder perfekt, sodass sich beide Tracks mühelos gegen die Klassiker des eigenen Katalogs behaupten können. Gerade 'Awen' wird von einer herrlich Hookline garniert und ist in meinen Ohren der stärkste Song auf "Ánv", den ihr unbedingt antesten solltet. Gänzlich unfehlbar sind die Eidgnossen trotz des bisher starken Eindrucks anno 2025 allerdings nicht, denn 'The Harvest' und 'The Prophecy' kommen melodisch nie so richtig auf den Punkt und bleiben im Kontext des Albums eher blass. Da gefallen mir die folkig-akustischen Ausflüge von 'Anamcara' oder das Melodie-Feuerwerk 'Exile Of The Gods' schon deutlich besser, wobei sich der letztgenannte Song neben 'Awen' als zweiter ganz großer Höhepunkt der Scheibe aufdrängt. Und auch wenn damit ein ganz großer Hit ganz hinten in der Trackliste steht, werde ich insgesamt das Gefühl nicht los, dass es Chrigel und Co. mit 16 Songs doch etwas zu gut gemeint haben. Insgesamt wirkt "Ánv" durch die Länge der Spielzeit trotz in sich großteils starker Songs nämlich unfokussiert und aufgebläht. Eine kürzere Trackliste hätte die Scheibe in meinen Ohren insgesamt zwingender machen können.
Aber all das bleibt Kritik auf hohem Niveau, denn Fans des ELUVEITIE-Sounds kommen auch auf "Ánv" wieder voll und ganz auf ihre Kosten und können hier praktisch ungehört zuschlagen. Egal wie oft sich das Besetzungskarussel nämlich dreht, die musikalische Identität der Eidgenossen bleibt klar definiert und wird auch auf dem neunten Album mit viel Klasse und teils wirklich herrlichen Melodien zelebriert, auch wenn die Höhepunkte der eigenen Diskografie weiterhin nicht gänzlich erreicht werden. Ein Album wie "Everything Remains As It Never Was" schreibt man aber nun eben auch nicht jeden Tag.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs