FABULOUS DESASTER - Crucify This!
Mehr über Fabulous Desaster
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- MDD Records
- Release:
- 17.04.2025
- Menace To Sobriety
- Misanthropolis
- Trenchmouth
- Coffin Dwellers
- Crucify This!
- A Hard Day's Fight
- May Your Mother Wear Black
- Ten Year Chaos
- Before The War
- Trapped In The Dark
Thrash-Abriss ohne Bremsen und mit durchgetretenem Gaspedal!
Machmal passen Bandname und Bandgeschichte überhaupt nicht zueinander, denn das, was FABULOUS DESASTER bisher auf den Markt gebracht hat, ist weit von einem Desaster entfernt. Im Gegenteil, der klassische und rasante Thrash Metal, den die Bonner auf den beiden bisherigen Alben "Hang 'Em High" und "Off With Their Heads" zelebriert haben, erfindet zwar definitiv das metallische Rad nicht neu, lässt selbiges aber mit viel Freude und kompakten Songs so unterhaltsam rollen, dass es schlicht und ergreifend eine Freude ist. Schaut man sich das coole Coverartwork des dritten Silberlings "Crucify This!" an, dann scheint sich an dieser Grundeinstellung auch anno 2025 nicht viel geändert zu haben. Ob der Eindruck täuscht, wollen wir hier nun herausfinden.
Das instrumentale Intro 'Menace To Sobriety' beginnt für meine Ohren erst einmal eigenartig, denn der eröffnende Basslauf will für mich so überhaupt nicht passen und klingt etwas holprig. Sobald allerdings die akustischen Gitarren dazustoßen und später auch noch verzerrte Leads melodisch den Weg weisen, haben wir es hier mit einem sauberen Thrash-Instrumental zu tun, das in der Tradition von Songeröffnungen von Kollegen wie METALLICA steht. Spätestens wenn euch das wunderbar taumelnde Riff von 'Misanthropolis' die Socken von den Füßen bläst, ist das Intro aber sowieso vergessen, denn ab hier beginnt eine Thrash-Metal-Abfahrt, die das Bremspedal direkt einmal gänzlich in die Tonne gekloppt hat und stattdessen das Gaspedal einfach bis zum Anschlag durchdrückt. Wie eingangs erwähnt, sind die Vorbilder der Bonner dabei weiterhin klar herauszuhören und reichen von deutschen Kollegen wie KREATOR, DESTRUCTION oder SODOM bis hin zu den eben bereits erwähnten Helden der Bay Area. Ganz besonders drängt sich für mich dabei der Vergleich zu EXODUS auf, doch auch das TESTAMENT-Frühwerk und SLAYER sind als DNA-Lieferanten zu erkennen.
Aber keine Sorge, trotz der der langen Liste von Einflüssen verkommt "Crucify This!" nicht zu einem Abklatsch der eigenen Helden, sondern mengt die diversen Zutaten so gelungen zusammen, dass sich ein vertrauter und dennoch überraschend frischer Gesamtsound ergibt. Stars der Show sind für mich dabei vor allem die Gitarren von Jan und Matthes, die einerseits für die rasante Riff-Unterhaltung sorgen, andererseits auch halsbrecherische Soli und überraschend melodisch geprägte Momente liefern können. Hört euch etwa nur einmal den feinen Mittelteil des wunderbaren 'Misanthropolis' an, das ich eben bereits erwähnt habe. Nicht minder überzeugend sind auch der Titeltrack, das mit Gangshouts garnierte 'Before The War' oder das fies im Mid-Tempo groovende 'Ten Year Chaos', bei dem Fronter Jan mit seinen herrlich heiseren Shouts den Ton angibt und gerade im Vergleich zum Erstwerk "Hang 'Em High" eine deutliche Steigerung präsentiert. Ja, zwischen all diesen Höhepunkten gibt es mit der etwas eindimensionalen Abrissbirne 'Rip It Up' oder dem an Höhepunkt eher armen 'Trenchmouth' auch zwei durchschnittliche Songs zu vermerken, dennoch überwiegt insgesamt die Liste der Höhepunkte und Thrash-Hits bei weitem diesen Kritikpunkt.
Die druckvolle und trotzdem wunderbar organische Produktion, die ebenfalls erneut die Brücke in die späten Achtziger schlägt, rundet "Crucify This!" schließlich passend ab und sorgt dafür, dass das FABULOUS DESASTER-Drittwerk für Freunde des rasanten und oldschooligen Thrash Metals zu einer Scheibe wird, die man unbedingt einmal gehört haben sollte. Womit dann auch wieder meine Grundregel bestätigt wäre: Bands müssen das Rad nicht neu erfinden, sofern sie kompositorisch abliefern. Beweisstück A hört auf den Namen "Crucify This!" und hat selbst mir als Thrash-Gelegenheitshörer ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs