KAVRILA - Heretics I
Mehr über Kavrila
- Genre:
- Doom / Punk
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Supreme Chaos Records
- Release:
- 28.03.2025
- (Exitatio)
- Embers
- Chains
- Petrified
- Ascend
- (Ire Sub)
Authentizität heißt Spontanität.
Irgendwie klingt es schon ein bisschen schräg: Da haben sich die Jungs von KAVRILA ein weiteres Mal entschieden, ohne vollendetes Songmaterial die Aufnahmesession zu einem weiteren Release zu starten, gleichzeitig aber auch den Plan hinterlegt, eine EP-Trilogie zu veröffentlichen, die bestenfalls auch noch zusammenhängt. Die Herausforderungen, der sich die Truppe aus dem hohen Norden dabei stellen muss, liegen auf der Hand, schließlich verändern sich persönliche Präferenzen mit der Zeit, Vibes können manchmal nicht reproduziert werden, und auch die Vorstellung einer linearen Konzeption fällt ein bisschen schwer, wenn Spontanität und weitsichtige Planung sich gegenüberstehen.
Doch bei KAVRILA läuft so oder so alles ein bisschen anders: Die Band hat eher zufällig ein analoges 4-Spur-Aufnahmegerät auf dem Dachboden gefunden und entschieden, die Songs für "Heretics I" damit zu bestreiten. Man wollte die punkige Energie der Session völlig authentisch einfangen, und das ist insofern auch gelungen, dass alle Stücke recht rau und naturbelassen klingen, ganz so als habe man einen privaten Jam eingefangen und ihn für die Nachwelt festgehalten - und genau das war dann ja auch die Idee. Musikalisch bleibt KAVRILA derweil gewissermaßen Special Interest, weil keine stilistische Grundlage für den neuen Stoff besteht und man zwischen schmutzigem Doom, räudigem Proto-Punk, Old-School-Geschepper der Marke VENOM und energischen Vorstößen nach MANTAR-Machart stets hin und her pendelt. Der Output schlägt einem wuchtig ins Gesicht, spiegelt Wut, Frust und Verzweiflung wieder, erfreut sich aber auch einer erneuten Unberechenbarkeit, in deren Dunstkreis selbst Ausflüge in den experimentellen Post Metal möglich sind - wenngleich natürlich auf die dreckige KAVRILA-Machart.
"Heretics I" ist definitiv ein ordentlicher Schlag ins Gesicht, unverfroren, unbarmherzig und vor allem undurchschaubar. In der Kürze der Zeit heizen die Norddeutschen die Temperatur mächtig auf, bringen Energie und Entschlossenheit zu einem Maximum, sind konträr dazu aber weiterhin sehr unterkühlt und gemein unterwegs. Wenn es der Band gelingt, diese Stimmung auch für die weiteren EPs der "Heretics"-Serie zu konservieren, kann man sich bereits jetzt über eine beeindruckende Trilogie freuen!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Björn Backes