RýR - Dislodged
Mehr über Rýr
- Genre:
- Post Metal / Instrumental
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Moment Of Collapse Records
- Release:
- 11.04.2025
- Flung
- Winded
- Dislodged
- Lapsed
- Foiled
Ein weiteres Post-Metal-Instrumental-Monument.
Ich erinnere mich noch immer sehr intensiv an ein sehr einschneidendes Erlebnis aus der ferneren Vergangenheit. Während eines Gigs von MONSTER MAGNET in der Krefelder Kulturfabrik durften die Herren von MY SLEEPING KARMA im Vorprogramm ihren instrumentalen Psychedelic-Sound aufbieten und haben dabei eine solche Intensität und Leidenschaft in ihre Performance gebracht, dass selbst ich, als bekennender Fan von Dave Wyndorff und Co., die gesamte Zeit über gehofft habe, dass dieses Spektakel niemals aufhören würde. Die Welt der instrumentalen Musik war bis zu diesem Zeitpunkt für mich zwar schon existent und erhielt mancherorts auch die entsprechende Wertschätzung, doch erst an jenem Abend in der KuFa wurde mir so wirklich bewusst, welch große Kraft eine Band auch dann entfachen kann, wenn sie nicht an voderster Front von einem Sänger dirigiert wird.
Seither haben es zahlreiche junge Instrumental-Bands geschafft, mich in ihren Bann zu ziehen, weil es ihnen vor allem gelungen ist, die musikalische Spannung auf einem konstant hohen Level zu halten und ihre teils lebendigen, teils sehr düsteren Geschichten in einem sehr aufgeregten Szenario zu erzählen. Genau dies trifft nun auch auf den neuen Longplayer von RýR zu, einem Berliner Trio, das in der Vergangenheit schon den einen oder anderen Akzent hat setzen können, mit "Dislodged" aber nun auch die Bereitschaft signalisiert, auch in der Erfolgsleiter die nächste Stufe zu nehmen.
Die Truppe aus der Hauptstadt schöpft aus dem gesamten post-metallischen Portfolio. Sie türmt monumentales Riffing zu einem erhabenen Bauwerk auf, entwickelt finster-beklemmende Melodien am Fließband und wirft derweil auch ein paar relaxte Grooves als Kontrastmkittel ein. Sie schafft es aber vor allem, mit leichten Variationen und kurzen Improvisationen immerzu um ein führendes Hauptthema herum zu arbeiten, dessen wiederkehrende Einzelteile schließlich auch den Anker für "Dislodged" legen. Dies mag zwar anfangs den Eindruck vermitteln, RýR hätte im eigenen Ideenfundus irgendwann Grenzen erreicht, jedoch trügt der Schein hier mächtig, weil innerhalb des klar definierten Settings so viele Details eingebaut werden, dass die besagte Spannung zu keinem Augenblick abzufallen droht.
Mit 'Dislodged', 'Lapsed' und 'Flung' haben die Berliner ein paar echte Hochkaräter im Programm, in denen das instrumentale apokalyptische Szenario wiederkehrende Höhepunkte erreicht und die wohl bedeutsamste Handschrift hinterlegt. Doch auch die übrigen beiden Tracks, die man ohnehin im Gesamtkontext betrachten muss, sind hervorragend arrangiert und emotional nicht minder packend als die genannten Kompositionen.
Der Effekt ist klar, die Stimmung ist berauschend, das Handwerk sowieso vorzüglich. Was läge also näher, als darauf zu hoffen, dass die Jungs in Kürze auch mal einen Club in der Nähe buchen, um auf den Brettern ähnlich zu verzücken. Gerne auch mit MY SLEEPING KARMA im Gepäck, damit sich auch dieser Kreis eines Tages schließt!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes